Mein Weg in die Freimaurerei

Jeder frei denkende Mensch befasst sich zuweilen mit den zentralen Fragen des Lebens. Dem woher wir kommen und wohin wir gehen. Dem, was unser Menschsein ausmacht. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen haben mich solche und ähnliche Fragestellungen bereits in recht jungen Jahren beschäftigt, ohne dass jedoch eine Profession daraus geworden ist.


Mein beruflicher Werdegang hat mich langjährig nach Asien und Fernost geführt. So bin ich mit unterschiedlichen Kulturen und verschiedenen Religionen in sehr lebensnahe Berührung gekommen und hatte somit vielfältige Gelegenheiten des tieferen Einblicks und der Auseinandersetzung mit verschiedenen Wegen der Suche nach Antworten.

Keiner dieser Wege schien mir jedoch, zumeist aus mehreren Gründen, der Richtige.

Irgendwann bin ich auf die Freimaurerei gestoßen. Und je mehr ich über die Freimaurerei las und erfuhr, desto mehr sah ich meine große innere Übereinstimmung mit deren Idealen und Zielen. Ein erster Kontakt über das Internet zu einer Freimaurer-Loge schlug dann aus technischen Gründen allerdings unerkannt fehl und so hat es wieder Jahre gedauert, bis der Zufall zu Hilfe kam. Wie es im Leben so ist, ergeben sich aus der Vielzahl menschlicher Begegnungen immer wieder solche, die intensiver werden. So haben sich aus einem meiner beruflichen Kontakte die Gesprächsthemen recht oft weit über die berufliche Welt hinaus bewegt und irgendwann gab sich mein Gesprächspartner als Freimaurer zu erkennen.

Auf Grund meines großen Interesses wurde ich dann von ihm in seiner Loge auf einer der "öffentlichen" Veranstaltungen eingeführt. Und wie das Leben manchmal so spielt, begegnete mir an der Garderobe ein geschätzter ehemaliger Kollege, der jedoch einer anderen Loge angehört und dort "Meister vom Stuhl" (Vereinsvorsitzender) ist.

Nun hatte ich auch hier Gelegenheit zu schauen und wurde zu einem Diskussionsabend eingeladen. Vom ersten Moment an spürte ich eine große Harmonie zwischen den Logen-Brüdern über alle Altersklassen, berufliche Tätigkeiten und Lebenssituationen hinweg, und war berührt von deren Umgang miteinander sowie der herzlichen Art, mit der auch ich an diesem ersten Abend bereits in den Kreis eingebunden wurde.

Es folgten weitere Diskussionsabende, auf die ich mich jedes Mal freute, und Gespräche mit meinem Geschäftsfreund sowie dem Meister vom Stuhl, meinem ehemaligen Kollegen. Nach einem guten halben Jahr habe ich dann aus innerer Überzeugung um Aufnahme in diese Loge gebeten und bin dann nach etwa weiteren drei Monaten am 09. Juni 2008 in dem jahrhunderte alten Aufnahmeritual in den Kreis der Logen-Brüder aufgenommen worden.

Noch während des Aufnahmerituals, das mich emotional tief berührt hat, wurde mir dankbar klar, wie richtig meine Entscheidung und Zuwendung zur Freimaurerei gewesen ist.

Die Freimaurerei gibt keine ultimativen Antworten und ist weder Religion noch ähnliche Ziele verfolgend, sondern offen für jeden Glauben. Aber sie gibt dem wahrhaft Suchenden vielfältige Werkzeuge zur persönlichen Entwicklung und Gewinnung eigener Erkenntnisse an Hand und eröffnet die Möglichkeit der undogmatischen intellektuellen sowie emotionalen Auseinandersetzung mit den zentralen Fragen unserer menschlichen Existenz und Koexistenz.

Als ich dann als neuer Bruder erstmals in die Bruderkette eingebunden wurde, durchströmte mich ein tiefes, inniges Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit zu diesem weltweiten Bund höchst unterschiedlicher, aber freier Männer gleicher Grundüberzeugung. Und so ist es bis jetzt geblieben und wird es hoffentlich mein Leben lang bleiben.

(Der Verfasser ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat 2 heranwachsende Töchter)

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